Der aktuell noch jüngste Mitarbeiter des Instituts für Spanende Fertigung (ISF) an der TU Dortmund hat bereits früh verstanden, worum es bei der Promotion geht. Im Gespräch mit Produktionstalente erzählt Timo Rinschede davon, wie er ans ISF gekommen ist und warum er mit der Promotion begonnen hat. Spannend zu sehen ist, dass er als Neuling bereits verstanden hat, was viele andere Promovierende nicht verstehen: Die Promotion ist eigentlich das persönliche Privatvergnügen und muss in den Alltag integriert werden. Wir sind davon überzeugt, dass Timo mit der Einstellung leicht die vielen Hindernisse auf dem Weg zur abgeschlossenen Promotion bewältigen wird. Aber lest am besten selbst wer Timo ist und warum er behauptet, die Promotion ist im eigenen aber nicht direkt im Institutsinteresse.
Hallo Timo, vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Gespräch nimmst.
Hallo Oliver, sehr gerne und besten Dank für die Einladung.
Bevor wir richtig anfangen, stell dich doch bitte erstmal vor. Wer bist du? Was machst du? Wie ist dein Werdegang bis jetzt? Und so weiter…
Ich komme aus einer kleineren Stadt zwischen Dortmund und Münster, wo ich aufgewachsen und zur Schule gegangen bin. Privat betreibe ich seit Kindesalter viel Sport, verreise gerne, mache viel Handwerkliches und würde mich generell als unternehmungslustige und interessierte Person beschreiben. Im beruflichen Kontext habe ich auch bereits zur Schulzeit verschiedene Praktika im Automobilsektor in den USA, England und Deutschland absolviert. Aus den Interessen hat sich dann quasi das Studium abgeleitet. Ich habe an der TU Dortmund Wirtschaftsingenieurwesen im Bachelor und Master studiert und im Anschluss am Institut für Spanende Fertigung als wissenschaftlicher Mitarbeiter angefangen.
Timo Rinschede, M. Sc.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Spanende Fertigung (ISF)
der TU Dortmund
Berufliche Laufbahn:
- Diverse Praktika bei BMW Group (München), AB Elektronik (Werne), Optik Technology (Dallas/USA) und TT Electronics (Cambridge/Großbritannien)
- Seit 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISF
Ausbildung:
- Bachelor of Science – Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Dortmund
- Master of Science – Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Dortmund
Super, danke. Dann haben wir jetzt erstmal einen Überblick. Ich würde gerne als erstes einmal von dir wissen, warum du überhaupt hier bist und mit mir sprichst? Du bist bei Produktionstalente ja regelmäßig bei Meetups dabei und bringst dich ein. Warum machst du das? Was interessiert dich so an dem Netzwerk?
Spannende Thematik! Im Prinzip bilden die wissenschaftlichen Mitarbeiter in der Produktionstechnik in der übergeordneten Sicht ja eine große Gruppe mit oft ähnlichem Werdegang. Im Einzelnen erlebt jede und jeder während der Institutszeit verschiedene Phasen, steht vor unterschiedlichen Herausforderungen und landet schließlich bei verschiedensten Firmen aus diversen Bereichen. Da ist es doch super interessant, untereinander in Kontakt zu treten, sich auszutauschen, neue Inputs und Tipps zu bekommen und im besten Fall auf Dauer ein festes Netzwerk aufzubauen. Im Endeffekt können da alle Seiten für ihre Promotion und ihren Job nur von profitieren, deshalb auch nochmal ein Dankeschön an dieser Stelle, dass du das Ganze mit Produktionstalente ermöglichst.
Sehr gerne, das ist genau meine Motivation so ein Netzwerk zu starten. Über die Kontakte zu anderen schnell in das Thema Promotion reinzukommen. Cool. Du bist ja am ISF einer der jüngsten Mitarbeiter, oder? Wie ist da der Start in die Promotionswelt bei dir ausgefallen? Hast du schnell Anschluss gefunden und mit deinem Thema beginnen können?
Der Start am Institut hat echt gut geklappt, was natürlich dadurch begünstigt wurde, dass ich hier bereits meine Abschlussarbeiten im Studium geschrieben habe. Von daher war ich mit den Kolleg*innen und Begebenheiten schon vertraut und dass ich nach wie vor der jüngste Mitarbeiter bin, habe ich immer nur als Chance gesehen. Von den äußeren Umständen war der Start hingegen aufgrund der Corona-Situation im Frühjahr 2020 etwas „spannender“. Kurz vor Jobbeginn bin ich fast in Südamerika stecken geblieben, konnte die Arbeit dann aber doch wie geplant im April beginnen, allerdings in der ersten Zeit komplett im Homeoffice. Das ist natürlich auch nochmal eine Herausforderung, wenn man sich auf die Arbeit und das soziale Miteinander vor Ort gefreut hat.
Wie war das denn bei dir? Warum hast du dich überhaupt für die Promotion entschieden? Und warum in Dortmund?
Während der Abschlussarbeiten am ISF habe ich mich schon immer viel mit der Thematik am Institut zu arbeiten auseinandergesetzt und mit den damaligen Kolleg*innen und meinen Betreuern über ihren Job gesprochen. Schlussendlich fand ich es eine sehr gute Möglichkeit, viel zu lernen, zu sehen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Ich denke, dass man während der Institutszeit eben in einer relativ kurzen Zeit viele Einblicke gewinnt, Projekte betreut und Personen und Firmen kennenlernt.
Und für Dortmund habe ich mich entschieden, weil ich dort ein technisch und sozial geeignetes Umfeld vorgefunden habe, in dem ich mich von Anfang an wohlgefühlt habe. Wir haben hier viele interessante Projekte, oft auch in engem Austausch mit der Industrie, sehr nette und fähige Kollegen und hochwertige Maschinen und Messtechnik.
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Informationen und Anmeldung unter www.produktionstalente.de/events
Jetzt bist du ja noch recht frisch am Institut, hattest eine gute Motivation mit der Promotion zu beginnen und hast auch schon Kontakt zu anderen WiMi´s über unser Netzwerk gehabt. Was würdest du sagen, erfüllt die Promotion bislang deine Erwartungen? Was läuft gut? Was läuft nicht so gut?
Ich würde sagen, dass die Erwartungen erfüllt werden, wobei der tatsächliche Alltag doch noch ein bisschen anders aussieht, als man ihn sich als Außenstehender vorstellen wird. Zu promovieren ist die Chance, die uns wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen offensteht, das muss man aber klar von dem eigentlichen Grund der Anstellung differenzieren.
Meine eigentliche Arbeit umfasst die Organisation und Bearbeitung verschiedenster Projekte, die Mitarbeit in Arbeitskreisen und in der Lehre, die Organisation von Veranstaltungen und viele weitere Tätigkeiten, die jeden Tag an einem Institut anfallen. Diese Dinge bringen einem persönlich enorm viele Lerneffekte und tragen zu einer Entwicklung bei.
Aus den bearbeiteten Projekte kann sich dann im besten Fall ein geeignetes Promotionsvorhaben ergeben, das man sozusagen in seiner Freizeit verfolgt. Die Promotion ist am Ende unser „Privatvergnügen“, dass uns als Einzelperson nützt und eben durch die Institute und Lehrstühle ermöglicht wird. Da muss man als WiMi immer auch aufpassen, dass man dieses Vorhaben neben den täglichen Aufgaben nicht zu weit aus den Augen verliert.
Die Promotion ist am Ende unser „Privatvergnügen“, dass uns als Einzelperson nützt und eben durch die Institute und Lehrstühle ermöglicht wird.
Das ist interessant und ich glaube die Antwort hätten mir viele WiMi´s jetzt nicht gegeben.Das ist genau richtig und eines der größten Missverständnisse bei vielen anderen. Ehrlich, mit der Antwort hätte ich nicht gerechnet. Was glaubst du, wie schafft man es dann aber jetzt die Promotion nebenbei als Privatsache fertig zubekommen?
Ich denke es ist wichtig, die Promotion klar zu strukturieren und eben auch wie ein Projekt mit Zeitplan und klaren Vorgaben zu bearbeiten. In dem Zusammenhang bringt einen der Austausch mit anderen WiMis die schon einen Schritt weiter sind oder ihre Promotion schon abgeschlossen haben auch persönlich nach vorne. Am Ende muss natürlich jeder seine eigenen Erfahrungen machen und auch Rückschläge hinnehmen, das ist, denke ich, wie in jedem Job. Aber eine übergeordnete Struktur und ein Ziel helfen mir, die Promotion neben den beschriebenen alltäglichen Arbeiten konsequenter zu verfolgen.
Ehrlich, das ist alles sehr reflektiert von dir und ich hoffe, dich bringt diese Einstellung weiter. Wobei ich dir auch sagen muss, die Diss. nur als Projekt zu betrachten hilft vermutlich vielen nicht. Es ist nämlich immer das Projekt, was weniger laut schreit als alle anderen. Aber eigentlich muss ich jetzt sehen, wie ich jetzt wieder den Bogen bekomme, denn ich wollte eigentlich nochmal auf dich als Typ zu sprechen kommen. Da war mir nämlich noch was aufgefallen, was mich interessiert. Thematisch arbeitest du jetzt ja relativ weit weg von deiner eigentlichen Ausbildung. Als Wirtschaftsingenieur bist du jetzt sehr technologisch unterwegs und arbeitest im Bereich der spanenden Fertigung. Bist du ein sehr neugieriger Mensch und suchst proaktiv nach solchen Herausforderungen? Oder mit welchen anderen Eigenschaften würdest du dich sonst beschreiben?
Ich denke, interessiert und ehrgeizig würde es ganz gut treffen. Ich fühle mich im Bereich der Entwicklung sehr wohl und kann mich immer für neue Technologien und Techniken begeistern, gleichzeitig hat mich seit jeher aber auch die ökonomische Seite interessiert. Ich bin der Meinung, dass man sich in fast alles hereinarbeiten kann, auch wenn man beispielsweise wie in meinem Fall an einem Maschinenbau-Institut arbeitet und zuvor Wirtschaftsingenieurwesen studiert hat. Wenn das Interesse, die Motivation und das grundlegende Verständnis da sind, gibt es doch kaum etwas, dass man sich nicht aneignen oder nicht erlernen kann. Und oftmals denke ich, dass es sich lohnt verschiedene Interessen und Sichtweisen zu haben, beispielsweise ist die wirtschaftliche Komponente selbst bei der Promotion im Maschinenbau doch allgegenwärtig.
Ich möchte zum Ende des Interviews nochmal auf das Ende deiner Institutszeit kommen. Das ist ja noch ein bisschen hin, aber hast du dir schon Gedanken gemacht, was du danach machen möchtest?
Ich würde gerne auch in der Zukunft einen Job ausüben, der von Forschung und Entwicklung geprägt ist. Meine aktuelle Vorstellung sieht eine Tätigkeit in der Industrie in einem zukunftsorientierten Unternehmen vor, auf eine Branche würde ich mich dabei gar nicht allzu sehr beschränken, da gibt es glaube ich viele spannende. Die Arbeit sollte auf jeden Fall abwechslungsreich sein und ich habe in der bisherigen Institutszeit ein motiviertes Team und eine gute Arbeitsatmosphäre sehr zu schätzen gelernt, das möchte ich auch gerne im nächsten Job wiederfinden. Eine Sache, die mir auch viel bedeutet und die einem als WiMi oft ermöglicht wird, ist die Chance Vorschläge einzubringen und umzusetzen und Projekte zu initiieren. Auch deshalb kann ich interessierten Studienabsolventen eine Promotion empfehlen, da man Freiheiten für Ideen hat und Projektverantwortung übernimmt.
Danke Timo, für das gute und teilweise auch sehr tiefsinnige Gespräch. Viel Erfolg weiterhin bei dir Promotion. ich bin mir ziemlich sicher, dass du mit der Einstellung deinen Weg gehen wirst.
Danke dir auch Oliver! Es hat mir echt viel Spaß gemacht und wir sehen uns beim nächsten „Produktionstalente“-Treffen.
Produktionstalente Mastermind Programm
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Die Anmeldung erfolgt in drei Schritten. Der erste ist eine unverbindliche Anmeldung über das Formular rechts. Wenn du also eine schnelle Möglichkeit willst, um z. B. zielgerichtet an deiner Gliederung zu arbeiten, dann melde dich direkt unverbindlich an.
Autor: Oliver Maiß
Hallo, mein Name ist Oliver und ich bin Gründer und Initiator von Produktionstalente. Ich habe selbst 6 Jahre am IFW in Hannover promoviert und kenne daher viele Herausforderungen vor, während und nach der Promotion. Ich schaffe gerne Möglichkeiten, um Menschen miteinander zu vernetzen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir aus jeder Begegnung etwas wertvolles für uns mitnehmen können. Und vielleicht konntest du ja jetzt auch schon etwas von mir mitnehmen.