Multiprojektingenieur, Führungskraft, Vertriebler, Forscher, Schriftsteller und Korrektor
Steffen Heikebrügge leitet am Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) in Hannover die Abteilung Technologien zur Funktionalisierung. Im Studium konnte er bereits viele praktische Erfahrungen in verschiedenen Industrieunternehmen sammeln. Durch die Promotion am IFW konnte er sich aber noch einmal deutlich weiterentwickeln. Hier bekommt er einen Werkzeugkoffer an Fähigkeiten, die ihm sicher bei der beruflichen Karriere viel helfen werden. Nach der Promotion sind für Steffen unterschiedliche berufliche Wege denkbar. „Purpose“ und „Freude“ am Job sind ihm dabei wichtig. Beides zwei Anforderungen, die gerade mittelständische Unternehmen in Zukunft sicher öfters von Bewerbenden hören. Es ist also sicherlich hilfreich, Menschen wie Steffen etwas besser kennenzulernen.
Moin Steffen, schön mal wieder mit dir zu sprechen. Uns verbindet ja schon eine kleine Historie. Erst Kollegen, dann Projektpartner und jetzt bist du auch noch ein aktiver Teil unseres Netzwerks. Ich kenne dich also, die anderen aber nicht. Stell‘ dich doch bitte erstmal kurz vor.
Hi Olli, freut mich ebenfalls! Danke dir für die Einladung zum Interview! Gerne stell‘ ich mich noch einmal vor: Ich bin Steffen Heikebrügge, aktuell 28 Jahre alt und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen der Leibniz Universtiät Hannover. Ursprünglich komme ich aus dem Osnabrücker Land und bin 2019 für die Promotion nach Hannover gezogen!
Lass uns doch direkt mit der wichtigsten Frage anfangen. Warum willst du promovieren?
Das ist eine gute Frage. Für mich gibt es mehrere Gründe: Erstens der Titel natürlich, zweitens die spannende Forschungsarbeit und drittens die Werkzeuge, die ich während der Promotion erlerne.
Steffen Heikebrügge, M. Sc.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter der Abteilung Technologien zur Funktionalisierung am Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover
Berufliche Laufbahn:
- 03/2017–03/2019
Fa. gigant Trenkamp & Drehle GmbH
Werkstudent in der Abteilung Vorausentwicklung und Versuch - seit 04/2019
Leibniz Universität Hannover am Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW)
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Technologien zur Funktionalisierung
Bearbeitung von zwei Forschungsprojekten zur Ermüdungsfestigkeitssteigerung von Schweißverbindungen durch mechanische Bearbeitung (Hydrostatisches Festwalzen & Höherfrequentes Hämmern) - seit 02/2020
Abteilungsleiter der Abteilung Technologien zur Funktionalisierung
Ausbildung:
- 03/2014–02/2017
B. Sc. Maschinenbau Hochschule Osnabrück - Bachelorarbeit bei der Fa. ZF Friedrichshafen AG, Dielingen
Titel: Entwicklung eines Berechnungstools zur Untersuchung von Verschleißkennfeldern für PKW-Stabilisator-Pendenstützen - 03/2017–03/2019
M. Sc. Entwicklung und Produktion Hochschule Osnabrück - Masterarbeit bei der Fa. gigant Trenkamp & Drehle GmbH, Dinklage
Titel: Numerische Betriebsfestigkeitsanalyse von Fahrwerkkomponenten unter spezieller Berücksichtigung von Mehraxialität und Nichtproportionalität der Beanspruchungen
Ok, gerade das Letzte ist ein guter Punkt. Das kann ich nachvollziehen. Was ist es denn, was du bei der Promotion erlernst? Könntest du das nicht auch auf einem anderen Weg erreichen?
Aus Gesprächen mit ehemaligen des Instituts und auf Basis meiner bisherigen Stationen kann ich sagen, dass diese Werkzeuge einem wohl nur bei einer Promotion an die Hand gegeben werden. Wo sonst kann man denn „Multiprojektingenieur“, Führungskraft, Vertriebler, Forscher, Schriftsteller und Korrektor in einem sein?
Ich kann von mir ja sagen, die Zeit am IFW hat mich schon ganz schön geprägt und auch verändert. Wie sieht es bei dir aus? Wie würdest du deine bisherigen Erfahrungen sehen?
Definitiv, dem würde ich so beipflichten. Nach meinem Master dachte ich, dass ich schon gut für die Arbeitswelt vorbereitet bin, auch persönlich. Aber am Institut habe ich mich nochmal weiterentwickelt. Ich denke, eine der wichtigsten Eigenschaften, die man am IFW lernt, ist das „Tore schießen“, also angefangene Dinge auch zu vollenden. Gerade die Fertigstellung der Dissertation ist wahrscheinlich das wichtigste Tor, das ich und auch meine anderen WiMi-Kollegen zu schießen haben.
Hast du denn schon konkrete Vorstellungen für die Zukunft? Ehrlicherweise kann ich dich da nicht so richtig einschätzen? Du siehst deine Zukunft definitiv in der Industrie, aber eher Startup, Mittelstand oder Konzern?
Puh, gute Frage. In meiner Vergangenheit habe ich die unterschiedlichen Unternehmensstrukturen kennengelernt. Ich bin da relativ flexibel, habe aktuell keine konkreten Vorstellungen. Vielleicht geht es nach der Promotion auch nochmal ins Ausland. Mir ist vor allem wichtig, dass ich in meiner Position später Freude an der Arbeit habe, sie zu meinem bisherigen Profil passt und ich einen gewissen „purpose“ in der Tätigkeit sehe.
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Durch die Verbesserung der Bauteileigenschaften leistet das Glatt- und Festwalzen einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit. Die ECOROLL AG Werkzeugtechnik ist als führender Hersteller auf dem Gebiet der mechanischen Oberflächenbearbeitung tätig und unterstützt seine Kunden bei der Optimierung der Fertigungsprozesse. Als Innovationsführer setzt ECOROLL bei der Entwicklung auf die eigene Erfahrung in der klassischen Werkzeugkonstruktion gepaart mit neuen digitalen Lösungen.
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Lass uns noch kurz über deine Diss. bzw. dein Fachgebiet sprechen. Woran arbeitest du?
In den beiden Forschungsprojekten, die ich bearbeitet habe bzw. bearbeite geht es um die Ermüdungsfestigkeitssteigerung von Schweißverbindungen durch mechanische Bearbeitung. Speziell konzentriere ich mich in meiner Dissertation auf das Festwalzen, da dieser Prozess bislang noch nicht für die Anwendung an Schweißverbindungen detailliert untersucht wurde. Pionier-Arbeit sozusagen.
Die industrielle Gemeinschaftsforschung ist super. Dadurch kommen Forschungseinrichtungen regelmäßig in den Austausch mit der Industrie.
Du bist mit deinem Projekt ja ziemlich stark mit der Industrie verbunden. Über den projektbegleitenden Ausschuss hast du gute Kontakte zur Industrie. Denkst du, dass kann dir bei deiner Planung für die Zukunft helfen?
Erstmal muss ich sagen, dass die industrielle Gemeinschaftsforschung super ist. Dadurch kommen Forschungseinrichtungen regelmäßig in den Austausch mit der Industrie. Durch diesen Austausch konnte ich wertvolle Infos für meine Projekte gewinnen und meine gesammelten Erkenntnisse teilen. Vielleicht hilft mir das bei einer möglichen Anstellung in einem der Unternehmen im Anschluss an die Promotion!
Zum Abschluss noch eine Frage in eigener Sache. Du bist seit dem letzten Jahr öfters bei unseren After-Work Meetups gewesen. Warum machst du das? Wieso bist du ein Teil von Produktionstalente?
Da gibt es mehrere Gründe. Zum einen sind die Treffen mit den verschiedenen Persönlichkeiten sehr inspirierend. Ich konnte schon das eine oder andere dazulernen. Zum anderen tut der Austausch mit den anderen wissenschaftlichen Mitarbeitern gut. Zu wissen, dass die Kollegen ähnliche Herausforderungen haben, stärkt mich für meine Arbeit. Und natürlich der Aspekt des Netzwerks zwischen den Mitarbeitern und der Industrie. Da machst du einen guten Job, Olli!
Danke dir, Steffen, das ist schön zu hören. Das war ein sehr aufschlussreiches Gespräch, danke auch dafür. Ich wünsch dir weiterhin alles Gute bei der Promotion und deinem Projekt. Da habe ich dann ja auch bei der ECOROLL AG was von.
Vielen Dank! Das nächste Interview wird dann hoffentlich nach meiner erfolgreichen Promotion stattfinden.
Autor: Oliver Maiß
Hallo, mein Name ist Oliver und ich bin Gründer und Initiator von Produktionstalente. Ich habe selbst 6 Jahre am IFW in Hannover promoviert und kenne daher viele Herausforderungen vor, während und nach der Promotion. Ich schaffe gerne Möglichkeiten, um Menschen miteinander zu vernetzen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir aus jeder Begegnung etwas wertvolles für uns mitnehmen können. Und vielleicht konntest du ja jetzt auch schon etwas von mir mitnehmen.