War for Talents wird zum War for Leaders

Führungskräfte sind die besten der Besten der Besten. Sie sind die Men in Black der Wirtschaft. Deswegen war es für Unternehmen schon immer besonders aufwändig den Einen für die neue Stelle als Produktionsleiter oder sogar Geschäftsführer zu finden. Warum sollten sich Unternehmen also im Kontext des War for Talents mit Führungskräften beschäftigen? Was hat das mit Produktionstechnik zu tun? Und wie sehen die Chancen für kleine und mittlere Unternehmen dabei aus?

Einmal im Jahr erscheint die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit. Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich eine recht trockene Analyse aus der die am meisten vom Fachkräftemangel betroffenen Berufe hervorgehen. Für das Jahr 2019 zeigt die Analyse, dass sich die durchschnittliche Vakanzzeit für eine freie Stelle im Vergleich zu 2010 verdoppelt hat und kontinuierlich steigt. Aus den Medien wissen wir, dass dies gerade die Pflegeberufe schwer trifft. Allerdings liegen die Zahlen in den technischen Berufen auf einem ähnlich schlechten Niveau. Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass nicht mehr Unternehmen sich die besten Bewerber aussuchen, sondern die Unternehmen auf einmal von den Talenten ausgewählt werden. Führungskräfte werden in diesem Zusammenhang jedoch selten mit dem Fachkräftemangel in Verbindung gebracht. Das ist für die meisten Unternehmen aber nur eine trügerische Ruhe vor dem Sturm, denn ohne Fachkräfte auch keine Führungskräfte. Konnten Unternehmen bis heute doch aus dem Überangebot von Fachkräften den Besten auswählen und ihn zu einer Führungskraft umfunktionieren, so wird die Luft dank des Fachkräftemangels hier aber immer dünner.

Das heißt, Fachkräftemangel und Führungskräftemangel sind nicht das gleiche, aber es bedingt sich gegenseitig. Fachkräfte sind die gut ausgebildeten Personen, die auf einem bestimmten Fachgebiet über Fachwissen verfügen und dieses anwenden können. Wohingegen Führungskräfte leitende Personen in einem Unternehmen sind, die Fachkräfte anleiten und die Ausrichtung des Unternehmens steuern. Eine gute Führungskraft sollte demnach neben dem Fachwissen noch weitere Qualifikationen besitzen. Zusammengefasst lassen sich 4 Hauptqualifikationen ableiten:

  1. Übergeordnetes Fachwissen, um dieses gezielt bei der Mitarbeiterführung zu nutzen
  2. Kommunikationsfähigkeit und Führungsstärke
  3. Leitung von vielen unterschiedlichen Projekten
  4. Innovatives und zukunftsorientiertes Denken

Aus diesen Anforderungen an eine gute Führungskraft und dem Fachkräftemangel ergibt sich somit eindeutig, dass der schon immer geführte War for Talents im Management in Zukunft deutlich an Schärfe gewinnen wird, es wird einen War for Leaders geben. Unternehmen, die sich auf diesen nicht vorbereiten oder gar meinen es trifft sie nicht, werden es schwer haben. Viele von ihnen haben vermutlich keine Zukunft mehr. Sie werden bald Führungslos sein und können so nicht mehr auf die üblichen Marktveränderungen reagieren. Große Unternehmen und Konzerne haben schon heute bedeutsame Vorteile beim War for Talents und werden diese auch beim War for Leaders nutzen. So haben sie ganze Marketingkampagnen, millionenschwere HR-Budgets und Ganztags-Social-Media Kanäle.

Kleine und mittlere Unternehmen werden es also doppelt schwer haben. Allerdings nutzen viele der Unternehmen ihre Chancen nicht richtig  und spielen das Spiel der Großen einfach mit. Eine Führungskraft in einem KMU heißt meist nicht nur eine spezielle Abteilung zu leiten, sondern mit seinem Handeln immer direkt auf die Auslenkung des Unternehmens einzuwirken. Der Verantwortungsbereich ist größer, die Flexibilität ebenfalls und das direkte, meist persönliche, Feedback vom Geschäftsführer oder Eigentümer motiviert zusätzlich.

Warum also haben KMU´s im War for Leaders das nachsehen? Die Strategie der KMU´s ist heute recht einfach. Eine Stelle wird frei, also wird eine Anzeige geschaltet und der eine Bewerber gesucht. Meist erfolgt dies sogar über Agenturen oder Headhunter. Die Suche nach einer Stelle als Produktionsleiter auf einer Jobplattform zeigt zum einen Großteil nur Stellenangebote, die für einen Klienten suchen. Dieses Vorgehen hat zwei Nachteile.

  1. Alle Talente die zwar nicht auf die eine Stelle passen, aber auf andere Stellen passen könnten, werden aussortiert und bekommen vom Unternehmen eine Absage. Sie sind somit für immer verloren.
  2. Eine Bewerbung zu verfassen dauert Zeit und ist aufwändig. Warum sollte ein Bewerber/eine Bewerberin also einem KMU seine/ihre Zeit schenken und nicht dem Großunternehmen, wo er/sie ein höheres Gehalt bekommt, mehr Auslandserfahrungen sammeln kann und der Lebenslauf mit einer Stelle im Weltkonzern aufgebessert wird? Also schreiben Talente erstmal Bewerbungen an Konzerne.

KMU´s aus dem produzierenden Gewerbe müssen also dringend ihre Strategie ändern und die erste Kontaktaufnahme erleichtern, einen Bewerberpool aufbauen und sich aktiv und persönlich mit der Suche nach Talenten beschäftigen. Nur dann werden sie im War for Leaders eine Chance gegen die großen Unternehmen haben. Wie das gehen kann, werde ich in einem späteren Beitrag noch einmal beschreiben. Wenn ihr Interesse daran habt, dann meldet euch für den Newsletter an. Dann informieren wir euch sofort, wenn neue Inhalte verfügbar sind.