Interview mit Dr. Steffen Weber
Steffen Weber ist promovierter Maschinenbauer und aktuell bei der Firma Krebs & Riedel Schleifscheibenfabrik GmbH Co.KG für den Bereich der Werkzeugentwicklung verantwortlich. Im Interview sprechen wir über seinen Werdegang, die Herausforderungen als Entwicklungsleiter bei einem KMU und die Veränderungen durch die Digitalisierung.
Hallo Herr Weber, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen.
Hallo Herr Maiß, sehr gerne. Vielen Dank für die Anfrage.
Was genau ist Ihre Tätigkeit? Beschreiben Sie doch einmal Ihre Aufgaben und Ihre Eingliederung ins Gesamtunternehmen.
Als Leiter der Abteilung Forschung & Entwicklung koordiniere ich unsere Entwicklungsaktivitäten. Dies beinhaltet nicht nur reine Materialentwicklungen, sondern auch finale Schleiferprobungen in unserem hauseigenen Testzentrum. Darüber hinaus bearbeite ich auch selbst aktiv entsprechende Projekte.
Die Abteilung F&E ist dabei nicht nur mit der Neuentwicklung von Produkten und Prozessen beauftragt, sondern auch in die Prozessoptimierung und Produktkontrolle involviert. Dadurch sind wir eine wichtige Schnittstelle zur Produktion, dem Qualitätswesen, der Anwendungstechnik und letztlich eine zentrale im Gesamtunternehmen.
Wie viele Mitarbeiter haben Sie und welche Qualifikationen müssen diese mitbringen?
Wir haben insgesamt 250 Mitarbeiter, von denen, meiner Person eingeschlossen, 7 in der Abtl. F&E arbeiten. Wir sind von der Qualifikation und Ausbildung breit aufgestellt, von der Promotion bis zum Quereinsteiger haben wir alles im Team vorhanden. Zu anderen vergleichbar großen Unternehmen in der Branche sind wir als F&E-Abteilung in einem Familienunternehmen langfristig hervorragend aufgestellt.
Welche Anforderungen werden an Sie gestellt bzw. welche Anforderungen sollte ein Entwicklungsleiter erfüllen?
Die größte Anforderung eines Bereichsleiters ist, immer das große Ganze im Auge zu behalten. Neben dem Einbringen seiner eigenen Fachexpertise gilt es, jeden anderen Teilbereich der Abteilung möglichst gut zu verstehen und auch vertreten zu können.
Wie kommen Sie von einer Promotion im Bereich der Luft- und Raumfahrt, zur Position des Entwicklungsleiters bei einem Schleifmittelhersteller? Der Weg erschließt sich nicht gleich.
Das ist wohl wahr. Es ist eine Kombination aus mehreren Faktoren gewesen. Im Rahmen meiner Promotion und Projekttätigkeit am DLR habe ich mich intensiv mit der Materialentwicklung von faserverstärkten und monolithischen SiC-Keramiken beschäftigt. Somit war die Verbindung zur “Keramik” und deren Bearbeitung bereits gegeben. Als nächstes kam ein gewollter Ortswechsel meiner Familie und mir von Stuttgart ins Weserbergland hinzu. Und schließlich noch der gewisse Anteil an Glück / Zufall, dass Krebs & Riedel genau zu dieser Zeit auf dieser Position Bedarf hatte.
Die Produktionstechnik war mir nie fern.
Wie schwer war es für Sie, dass Sie nicht aus der Produktionstechnik kommen? Was waren die größten Herausforderungen, bzw. was hat Ihnen vielleicht sogar eher geholfen?
Am DLR haben wir uns mit der Entwicklung und Herstellung von faserverstärkten Verbundstrukturen beschäftigt. Angefangen von der Rohstoffaufbereitung, über die einzelnen Fertigungsverfahren bis hin zur Integration eines Strukturbauteils in ein Gesamtkonzept. Deshalb würde ich sagen, war mir die Produktionstechnik nie fern.
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Krebs und Riedel Schleifscheibenfabrik GmbH Co.KG
Die Krebs und Riedel Schleifscheibenfabrik ist ein führendes mittelständisches Unternehmen aus der Schleifmittelindustrie. Mit ca. 250 MitarbeiterInnen entwickelt und fertigt Krebs und Riedel keramischgebundene Schleifwerkzeuge aus Korund, SiC, CBN und DIA, sowie kunstharzgebundene Schleif- und Trennwerkzeuge aus Korund und SiC.
Weitere Informationen hier oder über unsere Sponsorenseite.
Wie schaffen Sie den in KMU´s häufig üblichen Spagat zwischen Neuentwicklung und Problemlösung im Tagesgeschäft? Welche Tools oder Methoden nutzen Sie hierzu?
Es stimmt, dieser Spagat ist sicherlich einer der größten Herausforderungen. Insbesondere wenn man im Bereich der Entwicklung tätig ist. Aus meiner Sicht ist eine strukturierte Arbeitsweise die beste Methodik, um der Problematik Herr zu werden. Welche Tools letztlich dabei zum Einsatz kommen, ist sehr individuell zu entscheiden.
Die Digitalisierung verändert ja gerade einiges in der Produktionstechnik. Als Entwicklungsleiter eines eher Analogen Produkts, was glauben Sie werden die größten Herausforderungen für Hersteller wie Krebs & Riedel?
Die Digitalisierung ist ein großes Thema. Insbesondere in der doch recht trägen Branche, in der wir uns befinden. Natürlich beschäftigen wir uns bei Krebs & Riedel mit verschiedenen Tools, um einen hohen Grad an Digitalisierung zu erreichen. Als sehr wichtig empfinde ich einen guten Austausch mit Forschungseinrichtungen, Universitäten und Fachverbänden zu haben, um die Grundlage einer guten “Vernetzung” zu legen.
Eine strukturierte Arbeitsweise hilft beim Zusammenbringen von Innovation und Tagesgeschäft.
Digitalisierung heißt ja auch nicht nur digitale Produkte und Prozesse, sondern auch digitale Arbeitsweisen. Agile Arbeitsmethoden, wie SCRUM oder Kanban, erhalten immer mehr Einzug in klassische Unternehmen. Haben Sie damit selbst schon Erfahrungen gemacht oder wenden Sie diese sogar an? Was sind aus Ihrer Sicht die Vor- und Nachteile dieser Methoden?
Ich selbst habe Erfahrungen mit SCRUM gesammelt. Meine Meinung dazu ist aber sicherlich auch auf andere Tools zu überführen:
Es muss gelebt werden und zwar vom gesamten Unternehmen und von jeder einzelnen Person. Ansonsten sehe ich keinen effektiven Mehrwert, sondern eher bürokratischen Mehraufwand. Wenn ein solches System gut integriert ist und breite Anwendung innerhalb einer Organisation findet, dann kann es auch zu schnelleren und gezielteren Arbeitsabläufen führen.
Haben Sie Tipps für angehende Führungskräfte, die sich eine Tätigkeit als Entwicklungsleiter vorstellen können?
Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen, deshalb sind Tipps sehr individuell zu sehen. Ich kann mich hier nur wiederholen: Was ich für mich in den letzten Jahren gelernt habe, ist, dass mich eine strukturierte Arbeitsweise und der ständige Austausch mit Kollegen – das Leben der Teamarbeit – stets weiter gebracht haben. Das sind meine Erfahrungen, die ich einem “Neuling” mitgeben würde.
Vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Unternehmen viel Erfolg in der Zukunft.
Vielen Dank Herr Maiß! Ich wünsche Ihnen ebenfalls alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg mit dieser Plattform.
Das Tätigkeitsfeld „Entwicklungsleitung“ haben wir in einem Blogartikel vor kurzem hier zusammengefasst. Dort werden Anforderungen, Aufgabengebiete und Gehaltsspannen vorgestellt.