Die Gründungsgeschichte der Tetralytix GmbH
Was passiert, wenn echtes Fachwissen aus der Zerspanung auf Computerfreaks mit Gründungshunger trifft? Genau, es entsteht ein Startup, um den Markt für Simulationssoftware der spanenden Fertigung aufzumischen. In unserer Minidokumentation begleiten wir Arne Mücke und Oliver Pape bei der Gründung der Tetralytix GmbH. Zum Auftakt sprechen wir mit beiden über die Motivation zur Gründung, wie sie sich zum Start personell aufgestellt haben und wie stolz sie darauf sind, mit der eigenen Forschungsarbeit ein Unternehmen gründen zu können.
Hallo Arne, hallo Olli, schön, dass ihr da seid und mit mir über euer neues Projekt sprechen wollt. Wie geht’s euch?
Arne: Hallo Oliver, zunächst einmal Danke für die Einladung. Wir können uns nicht beklagen, uns geht es soweit gut!
Wir kennen uns ja aus dem Institut und ich muss euch zunächst beiden noch zur erfolgreichen Verteidigung eurer Dissertation gratulieren: Herzlichen Glückwunsch! Wie war es, dieses Kapitel abzuschließen?
Arne: Auch hierzu vielen Dank! Nach ca. 5 Jahren intensiver Arbeit, sowohl am Institut als auch thematisch an der Dissertation, ist es ein wirklich befreiendes Gefühl, diesen Meilenstein abgeschlossen zu haben.
Sehr schön, dann starten wir jetzt aber direkt rein. Promotion ist abgeschlossen und ihr startet direkt ein neues „kleines“ Projekt und gründet ein Unternehmen. Stellt euch und euer Unternehmen doch zu Beginn einmal kurz vor.
Arne: Sehr gerne. Wir beide haben nach dem Studium uns unabhängig voneinander dazu entschlossen am IFW zu promovieren. Unsere Themen hatten beide etwas Simulationstechniken in der Zerspanung zu tun. Die Tetralytix GmbH entwickelt vorrangig Softwarelösungen für Werkzeug- und Maschinenhersteller sowie produzierende Betriebe. Unser Ziel ist es, unseren Kunden leistungsfähigere Werkzeuge und Prozesse zu ermöglichen, um schließlich die Kosteneffizienz zu steigern.
Olli: Insgesamt sind wir zur Zeit aktuell zu dritt. Wir werden im betriebswirtschaftlichen Bereich noch durch Karolin unterstützt.
Industrieprojekte zeigen das Marktpotenzial der Forschungsarbeit
Wie kam es denn zur Gründungsidee? Einige Methoden stammen ja aus deiner Dissertation, richtig Olli?
Olli: Neben der Arbeit an der Dissertation, sind natürlich Industrieprojekte wichtige Bestandteile der Ausbildung zum Dr.-Ing. Hier konnten wir mit Hilfe der entwickelten Methoden bereits während der Zeit als WiMi Erfolge erzielen. Da lag es einfach Nahe, dort anzuknüpfen.
Woher wisst ihr denn, dass es hierfür einen Markt gibt? Also, ich meine, wie habt ihr die Idee getestet und gesagt: „Ja, das hat Potenzial und wir gehen All-in.“?
Olli: Das schließt sich an die vorige Frage an. Der Erfolg und das erhaltene Feedback aus den Industrieprojekten hat uns in der Idee bestärkt, diese Methoden der Industrie zugänglicher zu machen.
Was ist denn der absolute USP bei euch? Gibt es nicht Simulationssoftware für die Zerspanung zur Genüge?
Olli: Natürlich gibt es bereits eine Vielzahl verschiedener Softwarelösungen. Keine bietet jedoch eine derart schnelle Berechnung und einen so hohen Detaillierungsgrad. Beides ist jedoch für die Praxis wesentlich, um schließlich verwertbare Ergebnisse erhalten zu können. Aus unserer Erfahrung als Ingenieure wissen wir, dass eine solche Software den Entwicklungsprozess erheblich beschleunigen kann und zu besseren Werkzeugen und Prozessen führt.
Welche Schwierigkeiten seht ihr denn bei der Produktentwicklung und dann Markteinführung auf euch zukommen? Was könnte schiefgehen?
Arne: Wichtig für uns ist, dass wir nicht an der Industrie vorbeientwickeln und stets im Kontakt mit unseren potentiellen Anwendern bleiben. Nur so können wir gezielt auf die Anforderungen der Industrie bzgl. benötigter Features eingehen. Hierfür stehen wir in regelmäßigem Austausch mit verschiedenen Anwendern und planen mehrere Betatests ein.
Universität unterstützt mit Gründungsservice
Ja, spannend. Ich finde es ja sehr mutig und bewundernswert, sich einen solchen Schritt aus der Dissertation heraus zu überlegen. Wie sah das am Institut aus? Wurdet ihr hier unterstützt, gab es Gründungsberatungen oder ähnliches?
Arne: Tatsächlich gibt es Unterstützung von der Uni hier in Hannover. Und zwar durch den Gründungsservice starting BUSINESS. Dieser hat uns hervorrragend vor, während und nach der Antragsstellung für ein EXIST-Gründerstipendium unterstützt. An dieser Stelle auch noch einmal ein großes Dankeschön an das gesamte Team!
Glaubt ihr eigentlich, dass die Institute das unternehmerische Potenziale der Forschungsarbeiten optimal nutzen? Ich persönlich denke ja, dass hier deutlich mehr gemacht und Gründungen gefördert werden müssen. Es gibt so viele gute Ideen und kreative Köpfe, da müssten doch pro Jahr deutlich mehr Gründungen entstehen, oder?
Olli: Ich glaube prinzipiell ist die Universität auf einem sehr guten Weg, durch Instrumente, wie den Gründungsservice, die Risikobereitschaft zur Gründung eines Start Ups zu erhöhen. Förderungen wie das EXIST-Programm sind dabei sehr wertvoll.
Jetzt seid ihr zu zweit, beides Nerds der Produktionstechnik. Zum Unternehmen gehört ja mehr, wie Buchführung, Vertrieb, Marketing, etc.. Wie teilt ihr euch die Aufgaben? Habt ihr bereits klare Zuständigkeiten abgesteckt oder arbeitet ihr zunächst beide an allem und es wird sich mit der Zeit herausfiltern, wer was machen wird?
Arne: Olli nimmt die Funktion eines CTO ein und hat dort seine Hauptaufgabe. Ich unterstütze ihn dabei, gleichwohl ich für die weiteren Themen wie Marketing und Vertrieb zuständig bin. Glücklicherweise haben wir noch Unterstützung durch Karolin, die Wirtschaftswissenschaften studiert hat, und sich primär um alle finanziellen Themen kümmert. So hält sie uns den Rücken frei und wir können uns besser auf unser Produkt konzentrieren.
Ok, das erscheint sinnvoll. Olli, mal eine Frage direkt an dich. Du bist ja quasi mit deiner Dissertation der Grundsteinleger für euer Produkt. Auf einer Skala von 1-10, wie stolz bist du ehrlich darauf, dass deine Arbeit das Potenzial hat, zu einem guten Produkt zu werden? Ich würde ja platzen vor Stolz, auch wenn ich es vermutlich nicht zugeben würde.
Olli: Die Frage kann ich auch nur mit einer klaren 10 beantworten. Zu wissen, dass die eigene Arbeit derartige Früchte trägt, ist ein gutes Gefühl. Und diese Motivation ist besonders in der Grüdungsphase wichtig, die von vielen Einschränkungen und einer Menge Arbeit geprägt ist.
„Die Frage kann ich auch nur mit einer klaren 10 beantworten.“
Ja das glaube ich dir. Ok, dann kommen wir mal zum Ende. Ihr habt natürlich gerade viele andere, wichtigere Dinge zu tun, als mit mir hier über eure Pläne zu quatschen. Wir möchten euch ja im nächsten Jahr weiter begleiten und wir drei werden da öfter miteinander sprechen. Eine abschließende Frage habe ich aber noch. Was steht denn jetzt ganz oben auf eurer to-do Liste? Woran arbeitet ihr konkret die nächsten Wochen?
Olli: Wir sind zur Zeit dabei die Benutzeroberfläche zu programmieren und die Robustheit der Algorithmen zu verbessern. Wir möchten in Q2 einen ersten Beta Test durchführen. Dabei haben wir den Anspruch, schon eine vernünftige Qualität zu liefern, um zielführendes Feedback durch unsere Anwender erhalten zu können.
Perfekt. Dann viel Erfolg bei den nächsten Schritten und vielen Dank für eure Zeit bis hierhin. Ich wünsche euch beiden ganz viel Erfolg mit eurem Projekt und bin sehr gespannt, auf die Fortschritte in den nächsten Wochen. Bis zum nächsten Mal.
Die Gründer
Dr.-Ing. Arne Mücke
CEO, COO
Ausbildung:
- M. Sc. Maschinenbau an der Leibniz Universität Hannover
- Dr.-Ing. Maschinenbau an der Leibniz Universität Hannover, Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW), 2020
Thema der Dissertation:
Gestaltabweichungen nach der Rekonturierung reparaturgeschweißter Bauteile
Dr.-Ing. Oliver Pape
CEO, CTO
Ausbildung:
- M. Sc. Maschinenbau an der Leibniz Universität Hannover
- Dr.-Ing. Maschinenbau an der Leibniz Universität Hannover, Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW), 2021
Thema der Dissertation:
Entwicklung von Fräswerkzeugen durch geometrische Simulation
Mehr Informationen zu den Gründern und der Tetralytix GmbH findet ihr unter:
www.tetralytix.de