Marcel Heß

Was hat dich überzeugt in deinem Unternehmen anzufangen, bzw. ein Unternehmen zu gründen?

Ich bin in mein Unternehmen und mein erstes Vorstellungsgespräch buchstäblich hineingestolpert. Kurz nach meiner Promotion durfte ich eine Gruppe Studierende, die ich damals am Institut für ein Studienprojekt vertretungsweise betreute, zu einem Firmenbesuch in die SincoTec begleiten. Ich hatte keine hohen Erwartungen und war daher extrem überrascht von der Vielseitigkeit und der Komplexität unterschiedlicher Prüfaufgaben und Entwicklungen, die mir während des Besuchs gezeigt wurden. Ich hatte absolut nicht erwartet, dass in solch einer kleinen Firma eine derartige technische Vielfalt anzutreffen wäre.

Nach dem eindrucksvollen Rundgang mit dem sehr charismatischen Firmengründer, Herrn Dr.-Ing. Joachim Hug wurde dieser gefragt, ob er den noch Mitarbeiter suche. Er entgegnete, dass er eigentlich nur einen richtigen „Vollblutingenieur“, „am liebsten einen promivierten“, suche – und da saß ich. Als sich der Fokus des Gesprächs im Folgenden auf meine Person verschob, merkte ich sehr schnell, dass mein Gegenüber wusste, wie man die richtigen Fragen stellt. Das hat mir sehr imponiert und ich habe im Gespräch erkannt, hier viel lernen und zugleich mitgestalten zu können.

Wir haben uns anschließend zu einem „richtigen Vorstellungsgespräch“ verabredet, ich habe eine anständige Bewerbung geschrieben und mir ist dann auch noch ordentlich auf den Zahn gefühlt worden.

Zum Einstieg in das Unternehmen erhielt ich die Möglichkeit, in verschieden Unternehmensbereichen Einblicke zu sammeln, um unsere Prozesse und Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln wahrzunehmen. Das hat für mich noch einmal die Vielseitigkeit vor Augen geführt, die mir seit dem täglich begegnet und mich immer wieder neu begeistert.

Mach doch mal ein bisschen Werbung für dein Unternehmen. Welche Karrierechancen haben Nachwuchsführungskräfte in deinem Unternehmen? Warum sollten Talente in deinem Unternehmen anfangen?

Wir haben eine sehr flache Hierarchie, was in meiner Wahrnehmung dazu führt, dass jeder, der dies möchte, durch Engagement direkt und unmittelbar an der Gestaltung des Unternehmens und seiner Produkte beteiligen kann. Natürlich sind wir als relativ junges und kleines Unternehmen gezwungen, uns schnell und immer wieder an eine sich andauernd verändernde Umgebung anzupassen. Hierdurch ergeben sich immer wieder neue Gestaltungsräume in denen sich die verschiedensten Talente entfalten können – wir können daher gar nicht genug davon bekommen. Hierbei muss allerdings klar sein, dass wir nur als Team gewinnen können. Der egozentrierte Besserwisser wird bei uns schnell an seine Grenzen stoßen, dazu haben wir in allen Aufgabenbereichen zu viele Schnittstellen in andere Fachgebiete, aber wer respektvoll und offen mit den anderen Disziplinen zusammenarbeiten kann, dem stehen tolle Entwicklungspotentiale offen.

Wie sieht die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern, zu den Führungskräften und zur Geschäftsführung bezogen auf Allgemeines, die Entscheidungsfindung oder auch die Entwicklung neuer Ideen und Innovationen?

Unsere Kommunikation erfolgt sehr direkt. Wir Führungskräfte haben meist nicht nur sprichwörtlich, sondern ganz bewusst tatsächlich offene Türen. Wir sind nicht so groß, dass wir auf die Meinung und Expertise unserer Mitarbeiter aus Ihren Bereichen verzichten können. Im Gegenteil, wir sind darauf angewiesen, dass Probleme und Herausforderungen die erkannt und offen angesprochen werden. Das heißt nicht unbedingt, dass dann alles sofort geändert und umgeworfen wird, wenn ein neuer Vorschlag kommt, aber Vorschläge werden gehört und in die Abwägungen einbezogen. Eine Entscheidung muss aus einer möglichst ganzheitlichen Betrachtung erfolgen. Oft offenbaren sich dann auch Gründe, weshalb sich eine Idee eventuell nicht so einfach, wie dies der Ideengeber aus seiner Perspektive vielleicht dachte, umsetzen lässt. Hierbei ist es wichtig, dass diese dann auch zurückgespiegelt werden, damit ein gegenseitiges Verständnis wächst.

Welche Eigenschaften schätzt du an deiner Unternehmensform besonders (Konzern, Startup oder KMU)? Warum ist das so?

Neben dem dynamischen und innovativen Arbeitsumfeld, welches man aus meinen vorherigen Antworten schon herauslesen kann und das für mich in dieser Flexibilität in einem Großunternehmen kaum vorstellbar ist, kommt eine menschliche Komponente hinzu. Ich kenne nicht nur alle meine Kollegen, ich weiß auch, wer meiner Mitarbeiter sich demnächst über Nachwuchs freuen darf oder bei wem es in der Familie gerade einen Trauerfall gab. Wir sind ein Familienunternehmen und für mich bedeutet dies nicht nur, dass wir eine Familie als Hauptgesellschafter haben. Gerade in dem vergangenen Jahr, in dem Ich mehr personelle Verantwortung übernommen habe, habe ich sehr zu schätzen gelernt, dass wir für unsere Mitarbeiter immer wieder individuelle und persönliche Lösungen für Ihre Bedürfnisse finden konnten.

Welche vermeintliche Eigenschaften eines Konzern vermisst du in deinem Unternehmen?

Die schnelle, flapsige Antwort wäre sicherlich: „Mehr Gehalt bei weniger Arbeit“. Tatsächlich ist es so, dass wir in vielen Punkten unser Unternehmen nicht nur weiter entwickeln können, sondern dies auch müssen, weil gewisse Prozesse oder Strukturen bisher noch nicht oder für unsere aktuelle Größe nicht mehr angemessen funktionieren. Wenn dann viele derartige Herausforderungen auf einmal auf einen einströmen, wünscht man sich schon mal auf den ausgetretenen, aber erprobten Pfaden eines Konzerns mit klaren Festlegungen wandeln zu können. Erlebt man hingegen mit, wie kompliziert, bürokratisch und zeitraubend sich Prozesse für einigen Kunden gestalten, die in großen und namhaften Konzernen tätig sind, weiß man die Flexibilität und Spontanität des eigenen Hauses wieder zu schätzen.

Patrick Kuhlemann

Kennametal

Dominik Brouwer

Picum MT GmbH

SincoTec Test Systems GmbH

Albrecht-von-Groddeck-Straße 1
38678 Clausthal-Zellerfeld

Tätigkeitsfeld/Produkte: Hersteller von Prüfmaschinen

Mitarbeiterzahl: 50

www.sincotec.de