Eines der Hauptziele von Produktionstalente ist es, junge Talente aus der Produktionstechnik mit dem Mittelstand zusammenzubringen. Warum das für beide Seiten eine Win-Win Situation ist, zeigt das Beispiel von Manuel Steitz. Nach seiner Promotion am PtU in Darmstadt steigt er bei der Carcoustics ein, einem mittelständischen Autozulieferer aus NRW. Bereits wenige Jahre nach seinem Einstieg dort ist er erst Werksleiter des Stammwerks in Leverkusen und heute Geschäftsführer der Carcoustics Deutschland GmbH. Durch seine erlernten Fähigkeiten ist er schnell in der Lage sich in komplexe Sachverhalten effizient einzuarbeiten und bietet damit einen konkreten Mehrwert für seinen Arbeitgeber. Gleichzeitig bietet ihm das Unternehmen eine abwechslungsreiche Position mit viel Gestaltungsspielraum. Wie es aber zu der Karriere gekommen ist, ob das von Anfang so sein plan war und was er anderen wissenschaftlichen MitarbeiterInnen für ihre Karriere empfiehlt, verrät er uns im Interview.
Hallo Manuel, vielen Dank für deine Zeit. Ich vermute ja, die ist recht knapp bemessen, wenn ich mir deine Karriere bis jetzt so ansehe.
Hallo Oliver, die Zeit nehme ich mir natürlich sehr gerne!
Wir haben beide zur gleichen Zeit promoviert, du in Darmstadt, ich in Hannover. Getroffen hatten wir uns, glaube ich, bei der WGP Summer School, richtig? Aber erzähl doch kurz erstmal ein bisschen was zu dir? Was hast du gemacht und was machst du heute?
Genau, das ist schon ein paar Jahre her, aber umso mehr hat es mich gefreut, als Du mich kontaktiert hast.
Noch während meiner Promotionszeit am Institut hatte ich das Glück, dass mich ein Headhunter anrief. Das Unternehmen suchte einen Assistenten der Geschäftsführung, der sich insbesondere mit dem operativen, also produktionstechnischen Bereich im Unternehmen befassen sollte. Ich habe den Bewerbungsprozess dann einfach mal mitgemacht und nun wohne ich seit mittlerweile 6 Jahren in Köln und bin auch genauso lange in verschiedenen Rollen bei Carcoustics tätig, einem Automobilzulieferer in Leverkusen.
Durch meinen Einstieg dort als Stabsfunktion des CEO hatte ich die einmalige Chance, zwei Jahre lang die größeren Zusammenhänge in einem produzierenden Unternehmen kennenzulernen zu dürfen und gleichzeitig in vollkommen unterschiedlichen Projekt mitzuarbeiten. Das ging von Prozessstandardisierungen über die Unterstützung bei operativen Herausforderungen in den Produktionswerken bis hin zum Aufbau und der Inbetriebnahme eines komplett neuen Produktionswerkes in Mexiko.
Letztlich habe ich dann die Chance bekommen, selbst Werksleiter und zweieinhalb Jahre später zusätzlich auch Geschäftsführer im Stammwerk in Leverkusen zu werden.
Dr.-Ing. Manuel Steitz
Geschäftsführer und Werksleiter
der Carcoustics Deutschland GmbH
Berufliche Laufbahn:
- Geschäftsführer der Carcoustics Deutschland GmbH
- Werksleiter bei Carcoustics Deutschland GmbH
- Head of Strategic Planning Operations (Assistenz der Geschäftsführung) bei Carcoustics Shared Services GmbH
- Abteilungsleiter Tribologie und Oberflächentechnik am Institut für Produktionstechnik und Umformmaschinen (PtU) der Technischen Universität Darmstadt
- Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Produktionstechnik und Umformmaschinen (PtU) der Technischen Universität Darmstadt
Ausbildung:
- Promotion an der Technischen Universität Darmstadt
- Maschinenbaustudium an der Technischen Universität Darmstadt
Werksleiter klingt jedenfalls gut. Was genau machst du denn dort? Also was sind deine Aufgaben? Klingt auf jeden Fall sehr nach Operations, oder?
Richtig, in erster Linie kümmert man sich natürlich um das „klassische“ operative Geschäft, also um Produktion und die dafür notwendigen Unterstützungsbereiche. Das sind dann beispielsweise die Logistik, das Lieferkettenmanagement, die Instandhaltung, die Qualitätssicherung, das Engineering im Werk, aber auch Themen wie Personalwesen, Controlling, Buchhaltung und natürlich integral über alles hinweg die Arbeitssicherheit.
Allerdings wäre es überheblich zu denken, dass man das selbst in der notwendigen Detailtiefe beherrschen könnte. Dafür gibt es eigene Abteilungen. Deren jeweilige Verantwortliche ergeben zusammen mit mir dann das Operations Team.
Und da ich dankenswerterweise mit einem tollen Team zusammenarbeiten darf, das sich im gemeinsamen Verständnis um das Tagesgeschäft kümmert, kann ich mich auch mit der zweiten Arbeitsebene eines Werksleiters beschäftigen, nämliche der strategischen Komponente. Hier geht es um zu lösende Herausforderungen, wie man beispielsweise ein Produktionswerk in einem Hochlohnstandort erfolgreich positioniert und dabei alle Mitarbeitenden „mitnimmt“ oder wie man Schnittstellen in die zentralen Unternehmensabteilungen außerhalb des eigenen Werkes gestaltet.
Insofern eine echt vielschichtige Aufgabe, die man in so kurzer Zeit gar nicht zusammengefasst bekommt.
Damit sind wir ja jetzt eigentlich schon voll im Thema. Wir wollten uns ja darüber unterhalten, wie man vom Institut in die Industrie kommt und dort dann Karriere macht. Dein Beispiel zeigt glaube ich, wie das gehen kann. Und es zeigt auch, dass es recht schnell gehen kann. Was meinst du, waren die Hauptsachen, die dich so schnell dahin gebracht haben, wo du heute bist?
Ich hatte natürlich durch meine Einstiegsstelle als Assistent das Glück, schnell mit sehr vielen KollegInnen aus den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen in persönlichen Kontakt zu kommen und so ein internes Netzwerk aufzubauen. Insofern ist das sicherlich ein wichtiger Aspekt, von dem ich auch noch heute profitiere, wenn man mal schnell zusammen Lösungen finden muss.
Letztlich bringt man aber als Doktorand schon das wesentliche Handwerkszeug mit, um erfolgreich zu sein. Jeder von uns lernt im Rahmen seiner Forschungsarbeit auf die eine oder andere Weise analytisch und strukturiert zu arbeiten, Zusammenhänge zu erkennen, Ableitungen zu treffen, lösungsorientiert zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und wagt sich in neue Bereiche vor, den denen er oder sie noch keine Ahnung hat. Diese Eigenschaften, gepaart mit einem Verständnis von Projektmanagement und vor allem aber auch einer gewissen Kommunikationsfähigkeit haben mir sehr geholfen, in der Industrie Fuß zu fassen, in der alles mit einer anderen Geschwindigkeit und natürlich mit viel mehr Blick auf den Euro abläuft.
Dazu kommt dann noch eine Portion Glück, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein und aber auch die Bereitschaft, gerade am Anfang sehr viel Zeit zu investieren. Da ist man schon mal kurzfristig übers Wochenende im Ausland oder sitzt eben bis nachts und am frühen Morgen vor dem Laptop. Insofern ist das allerwichtigste, um erfolgreich zu sein: Spaß haben an der Sache! Sonst kann es schnell anstrengend werden!
Ich wage einfach mal zu behaupten, dass ein vorgefertigter Karriereplan nur in den seltensten Fällen funktioniert.
War das eigentlich von Anfang an dein Ziel, diesen Weg in eine Managementrolle einzuschlagen?
Tatsächlich kann ich das ganz klar mit einem Nein beantworten. Es war mir schon wichtig, in einem Unternehmen etwas bewirken zu können und Verantwortung zu übernehmen. Durch den Hintergrund als Doktorand in einem technischen Fach hätte ich aber immer darauf gewettet, dass ich irgendwann in der Forschung und Entwicklung arbeiten würde. Werksleiter oder Geschäftsführer zu werden war nie explizit geplant. Zumal das auch ein ganz anderes Arbeiten erfordert, nämlich sich davon frei zu machen, als Spezialist alles im Detail wissen und verstehen zu wollen, sondern vielmehr als Generalist zu denken. Das ist mir zugegebenermaßen gerade am Anfang nicht leicht gefallen.
Wenn ich jetzt als junge wissenschaftliche Mitarbeiterin oder junger wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Promotion stehe, glaubst du, ich sollte mir früh über meine Karriere Gedanken machen? Oder ist es besser das ein bisschen auf sich zukommen zulassen? Oder anders gefragt, ab wann sollte ich mir einen Plan für die Karriere machen?
Ich wage einfach mal zu behaupten, dass ein vorgefertigter Karriereplan nur in den seltensten Fällen funktioniert. Dafür gibt es „unterwegs“ zu viele unerwartete Abzweigungen und auch Chancen, die sich einem bieten.
Im Rückblick betrachtet macht es aber schon Sinn, sich ein paar grundlegende Fragen zu stellen, bevor man in die Industrie startet: Möchte ich bei einem Mittelständler, in einem Startup oder einem Konzern arbeiten? Sehe ich mich eher in der Rolle eines Generalisten oder eines Spezialisten? Welche Branche interessiert mich? Bin ich bereit, alle paar Jahre umzuziehen? Wie viel Zeit bin ich wirklich bereit, in die Arbeit zu investieren? Lege ich eher eine „hands-on“-Mentalität an den Tag oder arbeite ich lieber vor dem Rechner? Entsprechend kann man den Berufseinstieg nach der Promotion gestalten und landet im besten Fall gleich zu Beginn in einer Rolle und einem Unternehmen, in dem man sich wohl fühlt. Von dort aus eröffnen sich einem in den meisten Fällen dann viele Möglichkeiten für eine Karriere.
Informationen und Anmeldung unter www.produktionstalente.de/mastermind
Jetzt weiß ich aus unserem Vorgespräch, dass du Karriere durchaus auch anders definierst. Also nicht, wie üblich, über die Anzahl an Urlaubsanträgen, die man unterschreiben darf, sondern du hast dort unterschiedliche Definitionen. Welche sind das? Und wie würdest du die unterscheiden?
Natürlich kann ich Karriere immer davon abhängig machen, welche Führungsspanne ich verantworte. Entsprechend dürfte dann auch das Gehalt ausfallen. Und schon haben wir zwei verbreitete Kennwerte, über die man Erfolg vielleicht definieren würde – aber eben vor allem für eine Führungskarriere.
Genauso erfolgreich und genauso gut bezahlt kann man aber auch als Fachexperte oder als Projektmanager sein. Auch das sind Karrieren. Nur äußern sich diese dann zum Beispiel über den fachlichen Mehrwert, mit dem man das Unternehmen nach vorne bringt oder über das Projektvolumen oder vielleicht Tragweite des Projektes für den Unternehmenserfolg. Insofern ist das Verständnis von „Karriere“ sehr individuell.
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Das heißt ja vermutlich, dass du grundsätzlich nicht die eine Karriereform besser als die andere findest, oder? Sonst würdest du diese Unterscheidung ja nicht machen. Für dich selbst scheinst du ja aber eine passendere Form gefunden zu haben. Wie hast du das für dich herausgefunden?
Genau, für mich sind das gleichwertige Karriereformen, wenngleich das natürlich innerhalb von Firmen oder auch der individuellen Auffassung ganz anders wahrgenommen werden kann.
Ich hatte schon in meinem ersten Bewerbungsgespräch angemerkt, dass ich gerne einen Fußabdruck in der Firma hinterlassen möchte und eben nicht das berühmte kleine Zahnrad im Getriebe sein will. Und das ist ja auf unterschiedlichste Arten möglich. Es ist jetzt vielleicht im Sinne eines Tipps etwas ernüchternd, aber ich für mich habe festgestellt, dass es nur über das Ausprobieren geht. Und im schlimmsten Fall kann man noch immer einen anderen Weg einschlagen. Aber die Erfahrungen machen einen in jedem Fall wertvoller und vor allem selbstsicherer für den weiteren Weg.
Was würdest Du abschließend einem Promovierenden für dessen „Weg“ mitgeben, was er oder sie auf jeden Fall in Richtung seiner Karriere beachten soll?
Ich kann nur empfehlen seinem eigenen Stil treu zu bleiben, egal welche Funktion man am Ende innehat. Es gibt nicht „den“ Stil, der einen auf jeden Fall weiterbringt. Da ist es viel wert, wenn man sich selbst treu bleibt.
Ok Manuel, danke für deine Zeit und das interessante Gespräch. Hat mir großen Spaß gemacht, mal wieder mit dir zu quatschen und mich mit dir auszutauschen.
Ging mir ebenso, Dir alles Gute und hoffentlich bis bald!
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Die Anmeldung erfolgt in drei Schritten. Der erste ist eine unverbindliche Anmeldung über das Formular rechts. Wenn du also eine schnelle Möglichkeit willst, um z. B. zielgerichtet an deiner Gliederung zu arbeiten, dann melde dich direkt unverbindlich an.
Autor: Oliver Maiß
Hallo, mein Name ist Oliver und ich bin Gründer und Initiator von Produktionstalente. Ich habe selbst 6 Jahre am IFW in Hannover promoviert und kenne daher viele Herausforderungen vor, während und nach der Promotion. Ich schaffe gerne Möglichkeiten, um Menschen miteinander zu vernetzen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir aus jeder Begegnung etwas wertvolles für uns mitnehmen können. Und vielleicht konntest du ja jetzt auch schon etwas von mir mitnehmen.