Wie du alle im Raum von deiner Arbeit überzeugst
Eine Promotion besteht aus drei Prüfungsteilen, der schriftlichen Ausarbeitung, dem Promotionsvortrag und der mündlichen Prüfung. Je nach dem, an welcher Uni man die Promotion absolviert, sind die Durchführungen und realen Gewichtungen sicherlich etwas anders. So kann die mündliche Prüfung entweder eine öffentliche oder eine geschlossene Veranstaltung sein. Die vermutlich unbestritten wichtigste Promotionsleistung ist die schriftliche Ausarbeitung. Dennoch spielt der Vortrag eine enorm wichtige Rolle und ist vor allem auch persönlich und emotional sehr wichtig.
Der Vortrag ist nämlich der einzige Zeitpunkt, wo man den gesamten Inhalt seiner Arbeit öffentlich vorstellen darf und in seinen Worten, mit seiner eigenen Gewichtung die Arbeit von ca. 5 Jahren zusammenfassen muss. Es ist der Moment, wo Freunde und Familie dabei sind und sich von vorne bis hinten anhören, was man gemacht hat. Der Vortrag ist also nicht nur eine Prüfungsleistung, sondern auch ein Schaubild nach außen.
Was aber genau ist der Promotionsvortrag? Grundsätzlich ist es eben genau das, eine Zusammenfassung der schriftlichen Ausarbeitung. Die Betonung liegt hier auf „Zusammenfassung“. Es sollte nämlich nicht so sein, dass man seine Arbeit von vorne bis hinten durchgeht und genau in der Reihenfolge darstellt, wie es schriftlich sinnvoll ist. Auch sollte der Verständnisgrad des Vortrags unterschiedlich sein. Ein guter Daumenwert, den wir immer benutzt haben, war: 1/3 sollte von allen im Raum verstanden werden, 1/3 sollten ZuhörerInnen vom Fach verstehen und 1/3 sollte nur von themenspezifischen ExpertInnen verstanden werden.
Der Vortrag muss eine Geschichte erzählen
Damit dieses Verständnis rüberkommt, muss der Aufbau des Vortrags richtig sein. Und der Aufbau muss eine Geschichte erzählen. Das bedeutet er muss logisch aufeinander aufbauen. Und ich finde, dabei sollte man auch den Mut haben, wichtige, für die Geschichte nicht hilfreiche Teile der Arbeit zulassen.
Zum Beginn des Vortrags muss über eine Einleitung erstmal verstanden werden, warum die Arbeit wichtig ist. Hier sind große Aufhänger wichtig. Aber zur Einleitung komme ich weiter unten nochmal.
Die Einleitung muss schlüssig zum Hauptziel der Arbeit hinleiten aus dem sich dann die Teilziele ableiten lassen. Damit sollte dann auch die Gliederung für den Vortrag stehen. Die einzelnen Abschnitte des Vortrags sollten sich ab hier an den Teilzielen ausrichten.
Wichtig ist, dass die Teilziele nicht losgelöst voneinander sind. Das Erreichen eines Ziels muss der Aufhänger für das nächste Teilziel sein. Daher ist der logische Aufbau des Vortrags so wichtig. Die ZuhörerInnen, die nicht vom Fach sind, müssen zumindest verstehen, warum die Arbeit überhaupt erstellt wurde, welches Problem damit gelöst wird. Sie müssen das Ziel verstehen und dann nach und nach verstehen, wie die Teilergebnisse zum Gesamtziel beitragen. Auch wenn sie vielleicht die genauen Ergebnisse nicht verstehen.
Nachdem alle für die Geschichte wichtigen Ergebnisse präsentiert wurden, muss abschließend noch wieder der Rückschluss auf das Ziel und die Motivation kommen. Das heißt, in der Zusammenfassung muss klar werden, dass wir vor einer Herausforderung standen, hierzu gibt es Hypothesen, diese zu lösen. Um die zu Beweisen hat die Arbeit ein Ziel mit Teilzielen. Diese sind alle erreicht und damit können die Hypothesen bewertet und die Herausforderung gelöst werden.
Klar, jetzt denkst du vielleicht, das ist alles nichts Neues. Wichtig ist aber dabei zu verstehen, dass die Arbeit einer Geschichte folgt. Menschen wollen Heldengeschichten haben. Dafür braucht es Gefahren, einen Helden und ein Happy End. Und all zu oft hört man Aussagen wie „In dem Teil steckt aber wirklich viel Arbeit, deswegen will ich den zeigen.“ Ja, verstehe ich, wenn der Teil aber nichts zur Geschichte beiträgt, dann sollte er im Vortrag nicht auftauchen. So schwer einem das fällt.
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Jetzt noch zum richtigen Einstieg. Um im Bild der Heldengeschichte zu bleiben, die große Gefahr. Wenn am Anfang klar wird, dass diese Arbeit eine Gefahr attackieren wird, die jeder nachvollziehen kann, dann werden alle bis zum Ende gespannt zuhören, ob die Gefahr gebannt ist.
Es muss dabei nicht immer um die klassischen Themen gehen, wie CO2-Reduktion und „wir retten die Welt“. Ehrlich gesagt ist das Thema ziemlich abgedroschen, wenn es nicht konkret zum Vortrag passt. Es kann aber auch ein technisch kniffliges Problem sein, dessen Nutzen leicht verständlich ist.
Der wohl beste Einstieg, den ich mal gehört habe, war von einem Institutskollegen, der an der Aufarbeitung von Turbinenschaufeln geforscht hat. Seine Geschichte war in etwa so:
Das ist eine Gasturbine. Die hat viel Energie. Soviel, dass wenn sie kaputt geht, die Teile mehrere Kilometer weit fliegen können. Ist auch schon passiert. im Jahr xy ist ein Element einer Gasturbine herausgebrochen und 4km weiter auf einem Acker gelandet. Zum Glück ist niemand gestorben, hätte aber leicht passieren können. Ach und das ist ein Flugzeug, mit dem fliegst du im Sommer in den Urlaub. Da ist auch eine Turbine drin. Die kann auch kaputt gehen. Wäre doof, wenn das passiert, wenn du drin sitzt, oder? Wenn die aber richtig Bearbeitet werden, dann passiert das nicht. Wie man die richtig bearbeitet, weiß man noch nicht. Das Ziel meiner Arbeit ist es das herauszufinden.
Ehrlich, ich kannte die Ergebnisse, aber ich wollte wissen, wie er mich beim nächsten Flug schützen kann. Und das ging allen 100 ZuhörerInnen im Raum so. Jeder Mensch kann sich in diese Situation versetzen. Jeder versteht, dass es absolut wichtig ist, dass diese Turbine nicht kaputt gehen darf. Deswegen kann auch jeder nachvollziehen, warum diese Arbeit wertvoll ist. Und genau das meine ich mit: Die Geschichte des Vortrags muss stimmig sein.
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Autor: Oliver Maiß
Hallo, mein Name ist Oliver und ich bin Gründer und Initiator von Produktionstalente. Ich habe selbst 6 Jahre am IFW in Hannover promoviert und kenne daher viele Herausforderungen vor, während und nach der Promotion. Ich schaffe gerne Möglichkeiten, um Menschen miteinander zu vernetzen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir aus jeder Begegnung etwas wertvolles für uns mitnehmen können. Und vielleicht konntest du ja jetzt auch schon etwas von mir mitnehmen.