5 Tipps für das Schreiben der Dissertation

Heute möchte ich einmal meine persönlichen Erfahrungen teilen, denn ich selbst habe beim Schreiben meiner Dissertation rückwirkend einige Fehler gemacht. Die würde ich gerne mit euch Teilen.

Wie sah meine Dissertationszeit aus?

Ich habe insgesamt 6 Jahre am Institut verbracht und im Gegensatz zu vielen Kollegen, habe ich das Glück gehabt, dass es sich bei meinem Forschungsprojekt um ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft handelte und das Projekt damit eine Laufzeit von insgesamt 6 Jahren hatte. Ich konnte also zu Beginn meiner Institutszeit schon sehr gut voraussagen, wo der Schwerpunkt meiner Dissertation liegt. Ich habe dann zwar relativ schnell eine Zielsetzung für meine Arbeit entwickelt, bin dann aber im Institutsalltag buchstäblich baden gegangen. Das soll heißen, ich habe die ersten 3 Jahre eigentlich nicht wirklich zielgerichtet für meine Dissertation gearbeitet. Glücklicherweise waren das Ziel meines Projekts und das Ziel meiner Dissertation relativ ähnlich, so dass zumindest die grobe Ausrichtung meiner Experimente stimmte.

Irgendwann habe ich mich dann nach 3 Jahren mit einem promovierten Maschinenbauer über meine Arbeit unterhalten und ihm meinen Zeitplan und die aktuellen Ergebnisse vorgestellt. Dieses Gespräch außerhalb meiner üblichen Institutsblase war sehr hilfreich und das Ergebnis war recht einfach zusammengefasst:

Guter Plan, aber dann schreib jetzt!

Und das habe ich gemacht. Da die Aufgaben am Institut nicht weniger wurden und ich unter der Woche garnicht zum Schreiben gekommen bin, habe ich mir die Zeit am Wochenende gesucht. Ich bin dazu ein Jahr lang jeden Samstag für 8 Stunden ins Institut gefahren, um dort ungestört zu schreiben. Nachdem nach einem Jahr meine erste Version noch nicht fertig war, habe ich das Vorgehen auf die Hälfte der Sonntage ausgeweitet. Wichtig hierbei war, dass ich mit meiner Frau offen über die Situation gesprochen habe. Ich wollte einfach ihre Zustimmung haben, denn damit bleibt von der ohnehin schon wenigen gemeinsamen Zeit noch weniger übrig.

So konnte ich nach fast einem weiteren Jahr und insgesamt 5 Jahren meine erste Version fertigstellen und mich im 6. Jahr um den Feinschliff und die Korrekturen kümmern.

Zusammengefasst lassen sich einige positive und negative Dinge aus meiner Geschichte ableiten. Zum einen zunächst die positiven Dinge:

  1. Mein Projekt und meine Dissertation waren von Beginn an auf einer Linie.
  2. Ich habe mir frühzeitig Gedanken um das Ziel, die Struktur und den Zeitplan meiner Dissertation gemacht.
  3. Ich habe gemeinsam mit meiner Familie ein Zeitfenster für das Schreiben meiner Dissertation abgestimmt.
  4. Ich habe zumindest in der zweiten Hälfte regelmäßig an dem Dokument gearbeitet.

Aber es gibt auch negative Punkte der Geschichte:

  1. Ich habe die Wochenenden zum Schreiben verwendet.
  2. Die Versuche haben anfangs fast nur zufällig zu meiner Dissertation gepasst.
  3. Ich habe mich in der Zeit für das Schreiben verschätzt.
  4. Ich habe Anfangs krampfhaft versucht Dissertation, Beruf und Familie gleichermaßen gerecht zu werden.

Was würde ich heute anders machen?

Hier meine 5 Tipps für das Abschließen einer Dissertation:

Tipp 1: Projektziel wird Dissertationsziel

Jedes Forschungsprojekt, ob anwendungsorientiertes ZIM-Projekt oder DFG-Grundlagenforschung, hat einen wissenschaftlichen Anspruch. Das bedeutet, jedes Projekt ist „promotionswürdig“. Verabschiede dich von dem Gedanken, im ersten Projekt ein bisschen zu lernen und dann das zweite Projekt mit richtig viel Anspruch für die Dissertation zu nutzen. Entscheide dich von Anfang an für ein Projekt und damit für ein Ziel. Wenn der wissenschaftliche Anspruch des Projekts nicht deinen Ansprüchen genügt, ist das dein persönliches Gefühl (oder auch Problem). Schmück das Projekt ein bisschen aus, aber behalte das grundsätzliche Ziel des Projekts bei und mache es zum Ziel deiner Dissertation.

Tipp 2: Arbeite von Anfang regelmäßig an deiner Arbeit

Ich habe insgesamt 2 Jahre geschrieben. Ich wurde mal gefragt, warum ich so lange gebraucht habe. 2 Jahre „jeden“ Samstag und ein Jahr „jeden“ Sonntag wären insgesamt nur 156 Tage. Jetzt habe ich natürlich auch nicht jedes Wochenende genutzt, sondern war auch mal im Urlaub oder habe andere Termine am Wochenende gehabt. Ich schätze ich habe ca. 100 bis 120 Tagen gebraucht. Das hört sich im Gegensatz zu 2 Jahren sehr kurz an. Um zügig Fortschritte zu machen, würde ich heute jeden Tag 2 bis 3 Stunden an der Arbeit sitzen. Morgens eine Stunde eher im Büro auftauchen und dann von 6 bis 9 Uhr keine Mails, kein Institut, keine Termine…nur Dissertation! Das stört die beruflichen Aufgaben nicht, da man hier noch den ganzen Rest des Tages Zeit hat.

Tipp 3: Zielsetzung und Gliederung frühzeitig definieren

Ohne ein klares Ziel hilft auch die regelmäßigste Arbeit am Dokument nichts. Daher nach mindestens 3 Monaten am Institut direkt mit dem Thema „Ziel der eigenen Arbeit“ auseinander setzen und es mit einem erfahrenen Kollegen durchsprechen. Hier kann auch unser Mastermind Programm eine gute Unterstützung sein. Wenn ein Ziel feststeht, muss eine klare Gliederung für die Arbeit her. Damit steht einem Schritt für Schritt Abarbeiten nichts mehr im Wege.

Tipp 4: Betreibe Ergebnismarketing

Dieser Tipp mag Ansichtssache sein, aber ich finde es extrem wichtig. Es macht einfach mehr Spaß einen langen Text zu lesen, wenn dieser grafisch gut und einheitlich ausgearbeitet ist. Ich habe daher im Rahmen der institutseigenen Norm für Abbildungen mit einem Grafiker zusammen eine eigene „Norm“ entwickelt und jedes Bild nach dieser Norm erstellt und die Ergebnisse so in einheitlicher Form dargestellt. Das gibt der Arbeit einen professionellen Eindruck und vermittelt dem Leser, dass es sich um ein hochwertiges Schriftstück handelt. Gleiches gilt für Fotos. Ich habe hochwertige Fotos von Maschinen und Bauteilen machen lassen. Ein schnelles Handybild während der Versuche ist zwar schön für die Dokumentation, für eine Veröffentlichung wirkt es leider umprofessionell.

Tipp 5: Kommunikation mit Familie und Freunden

Ein ganz wichtiger Teil meiner Arbeit war die Zustimmung meiner Familie. Eine Dissertation ist eine Ausnahmesituation. Vielen ist bewusst, was es für eine Herausforderung ist. Aber nur die, die wirklich schreiben, wissen was es bedeutet jede Minute an die Gliederung, diesen einen Satz oder die Unstimmigkeit der Ergebnisse zu denken. Gerade für das eigene Privatleben ist das eine Herausforderung. Ich habe irgendwann den Spagat zwischen Dissertation und Familie nicht mehr geschafft und das Gespräch mit meiner Frau gesucht. Glücklicherweise war sie, wie so oft, sehr verständnisvoll. Ohne diese Rückendeckung, wären mir die vielen Wochenende im Institut sehr schwer gefallen. Also sprecht mit Familie und Freunden darüber. Ihr wollt euch ja nicht isolieren, sie loswerden oder sonst was, aber ihr braucht Zeit zum Schreiben. Dafür hat jede echte Freundin und jeder echte Freund Verständnis.

Ich hoffe mit den Tipps kommt ihr schnell an Ziel und verliert euch nicht in Kleinigkeiten. Wenn ihr noch weitere Fragen habt oder Unterstützung bei der Dissertation braucht, schaut euch unseren kostenlosen 12-Wochen Promotion Planer oder unser Mastermind Programm an.